Rat der Stadt: Resolution gegen Schließungspläne der Küppersbusch Hausgeräte GmbH und der Seppelfricke Armaturen GmbH am Standort Gelsenkirchen

Ernst Majewski, Stadtverordneter für Rotthausen

Resolutionstext und Rede des Stadtverordneten Ernst Majewski

Resolution 

Zusammenhalt in der Krise - Gemeinsam gegen Schließungspläne bei Küppersbusch und Seppelfricke „Die vorgesehene Schließung der Küppersbusch Großküchentechnik GmbH als auch der Seppelfricke Armaturen GmbH am Standort Gelsenkirchen stößt auf das Unverständnis und entschiedene Ablehnung. Die Entscheidungen sind aus Sicht der Fraktionen von SPD, CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wirtschaftlich nicht nachvollziehbar. Insbesondere der Zeitpunkt – im Angesicht einer der größten Herausforderungen der vergangenen Jahrzehnte - stößt darüber hinaus auf völliges Unverständnis und die einmütige Missbilligung.

Die Küppersbusch Großküchentechnik GmbH war nach dem Schutzschirmverfahren im Jahr 2013 vor allem durch große Zugeständnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem Wege der wirtschaftlichen Gesundung. Umso weniger nachvollziehbar ist deshalb die jetzige, offenbar vollkommen überraschend angekündigte Schließung. Sie ist, sollte sie so wie angekündigt realisiert werden, ein Schlag ins Gesicht gerade derjenigen, die in den vergangenen Jahren durch ihren Verzicht den Hauptanteil an den Bemühungen zum Erhalt des Unternehmens geleistet haben.

Noch unverständlicher ist die Schließungsentscheidung der Eigentümer der Seppelfricke Armaturen GmbH. Das Werk ist wirtschaftlich gesund und schreibt dem Vernehmen nach schwarze Zahlen. Wäre nicht allein deshalb schon die Schließung und Verlagerung der Produktion nach England nicht nachvollziehbar, so ist diese Entscheidung erst recht durch die unkalkulierbaren Risiken der aktuellen CoronaKrise und der nach wie vor unabsehbaren Folgen des Brexit in höchstem Maße in Frage zu stellen.

Durch die angekündigten Schließungen der beiden Standorte würden über 200 zum Teil hoch qualifizierte Arbeitsplätze wegfallen. Hinter dieser Zahl stehen Mitarbeitende, mit hoher Kompetenz, Leistungsbereitschaft und einer starken Identifikation mit den jeweiligen Unternehmen. Hinter dieser Zahl stehen aber auch Menschen - Arbeitnehmer/innen und ihre Familien, deren Unsicherheit in einer ohnehin schon schwierigen Zeit aus nicht nachzuvollziehenden Gründen noch vergrößert wird.

Die Fraktionen von SPD, CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordern die beiden Unternehmen daher auf, sowohl ihrer sozialen Verantwortung als auch der wirtschaftlichen Vernunft gerecht zu werden, ihre Schließungsbeschlüsse zurückzunehmen und gemeinsam mit Arbeitnehmervertretern und Wirtschaftsförderung der Stadt nach Lösungen zu suchen, um Produktion und Arbeitsplätze am Standort Gelsenkirchen zu erhalten."

 

Rede Ernst Majewski - Es gilt das gesprochene Wort - 

Anrede

Ich habe zu beiden Betrieben, um die es hier geht einen persönlichen Bezug.

In dem einen Betrieb habe ich meine Ausbildung gemacht und meine Mutter hat dort lange Jahre gearbeitet

In dem anderen Betrieb hat mein Vater die letzten Jahre vor seiner Rente gearbeitet, nach seiner Zeit im Bergbau.

Wie man sich dann in einer solchen Situation fühlt muss ich nicht näher beschreiben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit den beiden Betrieben soll nicht nur ein Teil der Gelsenkirchener Geschichte verschwinden.

Verschwinden sollen mit den Namen Küppersbusch und Seppelfricke auch viele persönliche Verbindungen, so, wie sie bei mir bestanden und bei vielen anderen bis heute bestehen.

Man könnte nun sagen, dass der Strukturwandel schon viele frühere Unternehmen in Gelsenkirchen die Existenz gekostet hat, aber hier liegt der Fall anders:

Beide Betriebe schrieben schwarze Zahlen und bei beiden Betrieben haben entscheidend die Belegschaften dafür gesorgt, dass das so ist.

Beide Betriebe waren in den zurückliegenden Jahrzehnten Spielball von so genannten „Marktbereinigungen“ durch fremde Übernahmen, was immer mit Lohnverzicht, Umstrukturierungen und tariflichen Einbußen verbunden war.

Und wie zum Hohn sollen nun beide Betriebe am Ende des Jahres einfach „dichtgemacht“ werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich will hier kein Blatt vor den Mund nehmen, denn bei aller Höflichkeit im Umgang muss man die Dinge auch beim Namen nennen: Das ist schlicht eine Schweinerei!

Und diese Schweinerei wird noch schlimmer, weil hier natürlich auch der „Windschatten“ der Corona-Krise ausgenutzt wird, um auf dem Rücken von Menschen, die sowieso schon Zukunftssorgen und Ängste plagen, kurzfristig Profit zu machen.

Das ist unanständig, das ist unmenschlich und das ist mindestens im Fall Seppelfricke auch noch kurzsichtig und dumm, weil über der beabsichtigen Verlagerung der Produktion nach England das Damoklesschwert eines harten Brexit schwebt.

Und auf der Grundlage solch windiger Entscheidungen spekuliert man mit dem Wohlergehen, mit der Lebensgrundlage und mit der Zukunft von Belegschaft und Angehörigen.

So, wie es aussieht, können wir nicht viel mehr tun, als unsere Unterstützung und unsere Solidarität zu bekunden und versuchen, im Rahmen unserer Möglichkeiten alles zu tun, um die Pläne zu durchkreuzen.

Vollständig verhindern werden wir es wohl nicht mehr können, denn im Falle Küppersbusch ist die die Massenkündigungsanzeige schon gelaufen und die ersten Kündigungen werden jetzt ab dem 28.06.2020 ausgesprochen.

Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen sie uns diese heutige Situation dazu nutzen, gemeinsam mitzuhelfen, um Regelungen zu schaffen dass man Betriebe mit schwarzen Zahlen und vollen Auftragsbüchern nicht einfach geschlossen werden können.

Ich weiß, dass die Gewerkschaften daran arbeiten und das ist gut so, denn es ist heute viel zu einfach, Belegschaften einfach auf die Straße zu setzen, auch wenn die Zahlen eigentlich stimmen.

Ich erinnere an TRW, Wellpappe und nenne heute Küppersbusch und Seppelfricke.

Es wird nicht anders gehen, als einem solchen Vorgehen gesetzlich Grenzen zu setzen.